Oft sind sie müde und überdreht und wollen dennoch vom Schlafen nichts wissen
Seit die Mutter wieder arbeiten geht betreut die Großmutter ihren Enkelsohn Florian, 11 Monate, ein süßer kleiner Kerl, der das Omaherz erfreut. Nachdem er relativ früh wach ist, gehen sie am Vormittag nur kurz hinaus, weil er gegen 10 Uhr sein erstes Nickerchen braucht, das zwischen ein und eineinhalb Stunden dauert. Gegen 15 Uhr ist das zweite Schläfchen fällig. Das klappte anfangs gut, doch wollte er sich nach einiger Zeit nicht wieder niederlegen lassen, obwohl er offensichtlich müde war. Immer wieder krabbelte er hoch, düste im Gitterbett hin und her und weinte jedes Mal, wenn sie ihn hinlegen wollte. Als Oma nachgab und ihn wieder aus seinem Bettchen herausholte, war er den ganzen Nachmittag über mühsam und am Abend, als die Eltern nach Hause kamen, nur noch müde, grantig, überdreht. Deshalb überlegte sie, wie sie es anstellen könnte, um den nötigen Schlafrhythmus wieder herzustellen.
Auf den richtigen Zeitpunkt achten
Ein guter Rhythmus und fixe Zeiten, die sich nach dem Entwicklungsbedürfnis des Kindes richten sollten, sind eine große Hilfe. Dennoch ist etwas Flexibilität nötig. Vor dem Einschlafen bekommt Florian noch ein Fläschchen. Manchmal trinkt er zunächst nur die Hälfte und mag noch ein wenig im Zimmer herumkrabbeln.
Konsequent bleiben
Beim nächsten Mal dunkelt die Großmutter das Zimmer ab und stellt einen Stuhl neben das Kinderbett. Nach dem Fläschchen wiegte sie Florian noch kurz hin und her und singt oder summt ein Liedchen. Als sie ihn hinlegen möchte, kommt wieder der zu erwartende Protest, der zu sagen scheint „Nein, schlafen will ich nicht! Das Leben ist so spannend, ich will nichts versäumen!“ Als sie ihn trotzdem ins Bett legte, weinte Florian und versuchte, wieder hoch zu krabbeln. Oma blieb konsequent. Sie legte ihn wieder nieder mit den Worten „Florian ist müde, du musst jetzt schlafen!“ und hinderte ihn daran, wieder aufzustehen, indem ich seine Hüften sanft, aber fest an der Matratze hielt. Heulender Protest. Sie zeigte Verständnis: „Du hast eine strenge Oma. Ich lasse nicht zu, dass du wieder aufstehst. Jetzt ist Schlafenszeit. Ja, Ja!“ Das Heulen verwandelte sich in ein leises Weinen, das bald verebbte. Sie hielt ihn und streichelte ihn und wiederholte die wenigen Worte im leisen, sich wiederholenden, meditativem sing-sang Ton. Florian hatte genug Bewegungsfreiheit, sich zu drehen und eine geeignete Schlafposition zu suchen, nicht aber, sich auf die Knie oder auf die Beine zu stellen. Schließlich schlafen wir alle im Liegen und nicht im Stehen.
Am nächsten Tag protestierte Florian nur noch wenig, indem er kurz aufweinend seine Miene verzog, als Oma ihn hineinlegte, in die von ihm bevorzugte Bauchlage. Es dauerte nur noch etwa 5 Minuten, bis er friedlich eingeschlafen war. Proteste oder Geheule gibt es nicht mehr. Florian plappert sich meist vergnügt in den Schlaf hinein. Immer aber macht er vor dem Einschlafen noch einmal kurz die Augen auf, um sich zu überzeugen, ob Oma noch da ist. Und sie sagt ihm ganz leise „Oma passt auf dich auf, Oma passt gut auf dich auf!“
Bleiben, bis das Kind schläft
Der Großmutter war wichtig, zu bleiben, bis das Kind schläft, egal wie lange es dauern sollte. Einmal war sie kurz aufgestanden, um am Vorhang etwas zu richten. Sofort kam Florian hoch und weinte kurz auf, bis sie wieder neben seinem Bettchen war und ihn streichelte. Bald darauf war er eingeschlafen.
Zusammenfassend halte ich drei Dinge für wichtig, die Erwachsene beachten sollten:
- Auf die Bedürfnisse achten: Wie lange und wie oft ein Baby schläft, ist mit Fingerspitzengefühl herauszufinden, das kann von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sein, besonders in einer Übergangsphase.
- Konsequenz und Führungskompetenz: vorausgesetzt, wir achten ihre Bedürfnisse, tut liebevolle Stärke Kindern gut. Sie fügen sich in Wirklichkeit gerne der stillschweigenden Botschaft „Ich weiß was gut für dich ist“, weil sie Geborgenheit vermittelt.
- Bindungsbedürfnisse achten: Kinder brauchen Nähe, weil Alleinsein für sie bedrohlich ist, wissen sie doch intuitiv, dass sie allein nicht überleben könnten. Deshalb halte ich es nicht für gut, das Zimmer zu verlassen, wenn Babys weinen.
Mit Geduld und liebevoller Konsequenz erreichen wir auf Dauer mehr und legen den Grundstein für eine gute Entwicklung. Ab 2-3 Jahren, bei vielen Kindern auch früher, wird es möglich sein, das Zimmer nach dem Gute-Nacht Ritual zu verlassen und das Kind wird alleine einschlafen können. Es genügt ihnen dann, die Eltern im Nebenraum zu wissen.
Dennoch: Ausnahmen bestätigen die Regel. Im Leben eines Kindes kann es die vielfältigsten Störfaktoren geben und manche Kinder sind einfach schwieriger als andere. Liebe, Geduld und Konsequenz helfen aber immer, egal wie lange das Einschlafen dauern sollte.
Maria Neuberger-Schmidt